Rosen in Zeiten des Klimawandels (Kordes Rosen)

von Thomas Proll (Kordes Rosen)

In den für unsere Gefilde ungewöhnlich heißen und trockenen Sommern der Jahre 2018, 2019, 2020 und dann wieder 2022 wurden alle von uns, die gärtnern – sei es nun professionell oder zum privaten Zeitvertreib – mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert.

Zu oft aber werden diese Auswirkungen eines unbestrittenen Klimawandels zu schnell nur auf Hitze und Trockenheit reduziert. Dabei wird aber vergessen, dass die neuerdings immer häufiger auftretenden stabilen Wetterlagen auch andere Extremereignisse wie Stark- oder Dauerregen zur Folge haben können. Der gerade in Norddeutschland extrem nasse Sommer 2017 und ein im ganzen Land überwiegend verregnetes Jahr 2021 haben uns das nachdrücklich ins Bewusstsein gerufen.  

Folgen von Starkregen

Folgen von Starkregen (Foto: Daniela Christ)

Einigen wir uns also zunächst darauf, dass der Klimawandel Wetterextremereignisse verschiedener Art und Ausprägung bewirken kann, was die Auswahl an Pflanzen für den Privatgarten, aber auch in öffentliche Anlagen durchaus beeinflusst.

Da Rosen bekannterweise auch in heißen und trockenen Regionen der Erde zu den beliebtesten Gartenpflanzen zählen, war es keineswegs eine Überraschung, dass sie während der Serie von Hitze-Sommern gerade im Vergleich mit einer Vielzahl anderer Blütensträucher als besonders hitzetolerant wahrgenommen wurden. 

Grund genug, auch für den Berufsverband BdB diesen Aspekt in Form einer Pressemitteilung zu thematisieren (siehe: Bund deutscher Baumschulen e.V.: Pflanzt Rosen! (gruen-ist-leben.de)), die entsprechend weite Verbreitung erfuhr.

Ein Hauptgrund für das gute Abschneiden der Rosen unter diesen Extrembedingungen, ist sicher in deren tiefreichendem Wurzelsystem zu suchen. Als typische Pfahlwurzler dringen Rosen problemlos in mehrere Meter tiefe Bodenschichten vor und versorgen sich so aus Wasservorräten, die anderen Pflanzen nicht zugänglich sind. Daher müssen eingewurzelte Rosen ab dem 2. Standjahr in unseren Regionen unter herkömmlichen Witterungsbedingungen auch nicht zusätzlich gewässert werden. Extrem lange Trockenperioden von etlichen Wochen fordern hier aber ein Umdenken - gerade auf leichten, sandigen Böden, die entsprechend wenig Feuchtigkeit zu speichern vermögen.

Rosen trotzen zwar auch extremer Trockenheit auf beeindruckende Weise, würden ganz ohne Wasser allerdings Wachstum und Blühen im Sinne der Selbsterhaltung weitestgehend einstellen – ein Umstand, den wir Menschen als Bewunderer ihrer Blütenpracht natürlich vermeiden wollen.

Gerade moderne, öfter blühende Sorten (also alle hier gelisteten ADR-Rosen und der überwiegende Teil aller heute im Handel befindlichen Sorten) benötigen für ihre anhaltende Blühleistung ein Mindestmaß an Bodenfeuchtigkeit und damit auch Nährstoffversorgung.

In diesem Zusammenhang sei hier der Ratschlag angebracht, wenn nötig lieber seltener, dafür aber ausgiebiger zu wässern. Die Rose dankt eine wöchentliche, intensive Wassergabe sicher mehr, als täglich nur die Bodenoberfläche leicht zu befeuchten – eben, weil sich ihre Wurzeln naturgemäß in tieferen Bodenschichten befinden.

Einher mit langen Trockenperioden geht in der Regel eine hohe Sonneneinstrahlung mit entsprechend hoher UV-Licht-Dosis. Ein Umstand, der bei empfindlichen Sorten zu mehr oder weniger starken Verbrennungen der Blüten und auch zu einem schnellen Verblassen von Blütenfarben führen kann.

(Foto: Daniela Christ)

Sehr hitzetoleranten Rosen hingegen macht die hohe UV-Strahlung weniger aus – ihre Blüten verbrennen nicht sofort und die Farbe bleibt deutlich länger stabil. Ganz im Gegenteil färben sich die Petalen gerade bei diversen gelben Rosen zunehmend rötlich, was zu einem sehr attraktiven Farbspiel führen kann.

Hierbei kommt es aber tatsächlich sehr auf die richtige Sortenwahl an, denn die Unterschiede können groß sein. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, hat die ADR-Prüfungskommission auch Beeinträchtigungen der Blüten durch hohe Sonneneinstrahlung in das Bewertungsschema aufgenommen, um eben diese Herausforderungen des Klimawandels zu berücksichtigen.

Erneut sei aber daran erinnert, dass der Klimawandel auch ungewöhnlich stabile Tiefdrucklagen mit sich bringen kann, die in der Regel zu Dauerregen oder Starkregenereignissen führen. Staunässe oder sogar komplett überflutete Gärten können die Folge sein – ein Umstand, den keine Pflanze wirklich gerne hat. Wasser ist zwar nötig, zu viel davon führt aber schnell zu Sauerstoffmangel an den Wurzeln bis hin zum Absterben derselben. Auch gegenüber solchen Extrembedingungen hat sich die Rose als überaus robust erwiesen. In vielen Gärten und Parks hat man sich sehr überrascht gezeigt, wie schnell und mit welcher Vitalität Rosen nach Überflutungen wieder durchtrieben. Trotzdem hat natürlich jede Leidensfähigkeit ihre Grenzen und man sollte daher bemüht sein, zum Wohle der Pflanzen jede Form von Staunässe immer schnellstmöglich zu beseitigen.     

Gerade Dauerregen oder auch in kurzen Abständen auftretende Regenfälle stellen natürlich auch die Regenfestigkeit von Blüten auf eine harte Probe. Das können unschöne Regenflecken sein (treten häufig bei Sonneneinstrahlung gleich nach Regen auf) oder auch komplette, so genannte „Blütenmumien“ (faulende Blüten oder Blütenknospen, die sich gar nicht voll entfalten), die durch mehr oder weniger starkem Befall mit Botrytis (Grauschimmel-Pilz) entstehen.

Blütenmumien (Foto: Daniela Christ)

Auch bei diesem Verhalten gibt es extreme Sortenunterschiede und oft sind Rosen mit stark gefüllten Blüten und zudem relativ weichen Blütenblättern (nicht selten intensiv duftende Sorten) deutlich empfindlicher, als solche mit eher festen Petalen. Insgesamt sind Rosen mit weniger gefüllten oder sogar einfachen Blüten zwar weniger gefährdet, Blütenmumien zu bilden, doch auch bei diesen können sich große Unterschiede in der „Selbstreinigung“ zeigen, wie die Fachleute den Umstand nennen, ob eine Rose sich im Verblühen gut „putzt“, sich also ihre Blütenblätter von allein lösen und zu Boden rieseln. Ein Vorgang, der bei feuchtem Wetter erschwert ist, der aber auch unter trockenen Bedingungen nicht bei jeder Sorte in gleichem Maße optimal verläuft.

mangelnde Selbstreinigung (Foto: Daniela Christ)

Daher sind diese Eigenschaften auch wichtiger Teil der langjährigen, intensiven Testung und Selektion bei den Rosenzüchter:innen – eine Tätigkeit, die dann von den Prüfer:innen in der ADR noch fortgesetzt wird. Auch hier sind die Regenfestigkeit der Blüten und Selbstreinigung der Sorte an sich ein wichtiger Aspekt im Bewertungsschema.

Regenflecken (Foto: Daniela Christ)