Gesundheit! - Warum werden Rosen krank?

von Dr. Daniela Christ (Bundessortenamt)

Echter Mehltau (Foto: Daniela Christ).

Die Rose wird gerne als „Königin der Blumen“ bezeichnet, die mit ihrer berauschenden Schönheit alle anderen Pflanzen im Garten in den Schatten stellt. Die Enttäuschung ist daher oft groß, wenn kurz nach dem Kauf Sternrußtau, Rosenrost oder Mehltau das Bild trüben. Aus der „stolzen Königin“ wird dann ganz schnell eine „anspruchsvolle Diva“, die dauernd gespritzt und umsorgt werden will.

Weder so eine übertriebene Erwartungshaltung noch derartige Vorurteile werden der Rose gerecht. Zum einen gibt es nicht DIE Rose (weltweit sind es rund 25.000 Sorten) und zum anderen gibt es viele Stellschrauben, damit aus Gartenlust nicht Gartenfrust wird. Zunächst einmal muss man betrachten, wie es überhaupt zu Pflanzenkrankheiten kommt und welche Faktoren die Gesundheit von Gartenrosen beeinflussen.

Die drei Voraussetzungen für die Entstehung von Pflanzenkrankheiten sind

  • ein anfälliger Wirt (z.B. eine Rosensorte, die eine geringe Widerstandsfähigkeit gegenüber Sternrußtau hat),
  • ein Pathogen (Krankheitserreger), das die pflanzeneigene Abwehr überwinden kann (z.B. Sternrußtaukonidien eines aggressiven Typs in ausreichender Anzahl), und
  • Umweltbedingungen, die das Pathogen begünstigen (Sternrußtau z.B. benötigt zur Konidienkeimung mehrere Stunden Blattfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 15 und 27°C)*.

Nur wenn das alles gegeben ist, kann man einige Tage später die ersten Symptome beobachten.

Links: Starker Sternrußtaubefall der Blätter Anfang Juni. Rechts: Ende Juli sieht man den Sternrußtau fast nicht mehr, Blätter aber auch nicht… (Foto: Daniela Christ).

Man sollte beim Rosenkauf daher nicht nur auf Farbe, Form und Duft der Blüten schauen, sondern vor allem auch auf Informationen zur Blattgesundheit. Es gibt widerstandsfähige Rosensorten in allen Farben und (Wuchs-) Formen sowie für alle Verwendungszwecke, die umweltverträglich und ressourcenschonend angebaut werden können. Ein gutes Beispiel hierfür sind die ADR-Rosen, die über drei Jahre ohne Einsatz von Fungiziden und Insektiziden von unabhängigen Expertinnen und Experten geprüft wurden.

Bei ungünstiger Witterung kann man manchmal auch auf widerstandsfähigen Sorten einzelne Blattflecken beobachten; es sind schließlich keine Kunstblumen. Widerstandsfähige Sorten zeichnen sich aber dadurch aus, dass Sie nur wenige Symptome entwickeln, unter denen der Gesamteindruck nicht leidet, und die leicht überwachsen werden. Nach dem Neuaustrieb ist meist nichts mehr davon zu sehen. Stark anfällige Sorten, die nur mit hohem Pflanzenschutzmittelaufwand gut gedeihen, gehören dagegen nicht in den Garten. Diese können, falls erforderlich, viel besser in Genbanken oder Rosarien erhalten werden. Die Gründe dafür sind einfach: Zum einen sind immer weniger Pflanzenschutzmittel zugelassen und zum anderen sollte gerade im Privatgarten auf deren Einsatz verzichtet werden. Gartenarbeit soll Spaß machen und Gärtnern mit der Natur ist einfach viel entspannter als ein konstanter Kampf gegen sie.

Spätestens seit Corona weiß jeder, dass sich Krankheitserreger in ihrer Pathogenität und Aggressivität verändern können. Zusammen mit sich verändernden Umweltbedingungen (Stichwort Klimawandel) kann dies dazu führen, dass auch ehemals sehr gesunde Sorten irgendwann stärkere Krankheitssymptome zeigen. Vor allem beim Rosenrost hat man in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme beobachten können. Das war auch einer der Gründe dafür, die Gültigkeit des ADR-Gütezeichens auf 15 Jahre zu begrenzen. Nur Sorten, die nach Ablauf dieser Zeit die dreijährige Prüfung unter aktuellen Bedingungen erneut bestehen, dürfen sich weiter ADR-Rose nennen. Das heißt aber noch lange nicht, dass die älteren Sorten plötzlich schlecht sind. Die Sorten konnten, sofern sie denn von den Züchter:innen überhaupt zur Wiederholungsprüfung angemeldet wurden, nur nicht mehr an der Mehrheit der Prüfstandorte überzeugen (die ADR-Ergebnisse werden als Mittelwert aus allen Standorten und Jahren errechnet). Im eigenen Garten können die ehemaligen ADR-Rosen trotzdem noch viele Jahre hervorragend wachsen, wenn die anderen Bedingungen denn stimmen.

Rosenrost (Foto: Daniela Christ)

Neben der Auswahl widerstandsfähiger Sorten ist es daher wichtig, das sogenannte Inokulum im Garten zu reduzieren. Dabei handelt es sich um alle Dauer- und Vermehrungsstadien der Pathogene, wie z.B. Pilzmyzel oder -sporen auf kranken Pflanzenteilen und im Boden. Sobald es die Umweltbedingungen zulassen, breiten sich davon ausgehend die Krankheiten im Garten immer weiter aus. Befallene Blätter und Triebe sollte man daher sofort entfernen und im Hausmüll (nicht auf dem Kompost!) entsorgen.

Weitere Faktoren, die die Gesundheit von Gartenrosen direkt oder indirekt durch Förderung von Pathogenen beeinflussen, sind:

  • Klima- und Witterungsbedingungen (u.a. Temperatur, Licht, Niederschläge, Luftbewegung),
  • Bodenbedingungen (u.a. Feuchtigkeit, Verdichtung, Nährstoffe, pH-Wert) und
  • pflanzenbauliche Maßnahmen (u.a. Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Wunden durch mechanische Beschädigung)

Dabei gibt es meist ein Zuviel (Hitze, starke UV-Einstrahlung, Starkregen,…) und Zuwenig (Frost, Lichtmangel, Trockenheit,…) des Guten.

Einige der Faktoren kann man als Gärtner:in nicht beeinflussen, man kann aber seinen Pflanzen helfen, besser damit umzugehen. Die beste Sorte wird langfristig versagen, wenn sie auf der Nordseite viel zu nah an der Hauswand oder eingeklemmt zwischen anderen Pflanzen in verdichteten Boden gepflanzt wird. Vernachlässigt man dann noch den regelmäßigen Rück- und Auslichtungsschnitt, eine bedarfsgerechte Düngung und Bewässerung bei Trockenheit oder bildet sich Staunässe, braucht man sich über Pflanzenkrankheiten und Kümmerwuchs nicht zu wundern.

Schlussendlich helfen manchmal etwas Geduld und Nachsicht. Sollten bei ungünstiger Witterung mal einzelne Blattflecken auftreten, braucht man nicht gleich in Panik zu verfallen. Erwarten wir von anderen Gehölzen oder Stauden, dass sie stets makellos sind? Warum? Wir sind es doch auch nicht. Gartenrosen sind weder Königinnen noch Kunstblumen: Wenn man mit realistischen Erwartungen in den Garten geht, die Regeln der guten gärtnerischen Praxis beachtet und entsprechend widerstandsfähige Sorten auswählt, steht einem harmonischen Zusammenleben im Garten nichts entgegen.

 

* Horst RK, Cloyd RA, 2007. Compendium of Rose Diseases and Pests. Second Edition. The American Phytopathological Society.