Boden- und Standortvorbereitung

von Stefan Palm (Ostdeutscher Rosengarten Forst)

„ Der Rosenfreund hat nie aus dem Auge zu lassen, dass er seinen Lieblingen alle diejenigen Bedingungen schuldig ist, welche ihr Wohlbefinden fördern.“

OLBRICH, STEPHAN, „Der Rose Zucht und Pflege“, Ulmer Verlag Stuttgart, 1903, S. 115

Ein schon etwas älteres Zitat eines Fachbuchautors, welches im Grundsatz heute noch zeigt, dass es immer noch Gültigkeit besitzt. Es lohnt sich, im Vorfeld der Rosenpflanzung die Standort- und Bodenverhältnisse genauer zu betrachten. Jeder Rosenfreund möchte schließlich, dass die Rose sich prächtig entwickelt und sich nicht jahrelang über schwächelnde Pflanzen wundern oder sogar ärgern. Die Arbeit, die man in die Standortvorbereitung investiert, zahlt sich langfristig aus.

Zunächst einige kurze Anmerkungen zur Standortwahl: Die landläufige Meinung, Rosen sind in voller Sonne zu pflanzen, gilt zumindest nicht für alle Sorten. Die Rose ist kein Schattengehölz – eine Pflanzung im Traufbereich von Bäumen oder in ganztägig schattigen Innenhofsituationen ist wenig zielführend. Andererseits ist eine Pflanzung in voller Sonne, möglicherweise noch vor einer südexponierten Wand, für viele Sorten ebenfalls problematisch: Es kommt im Extremfall regelrecht zu Verbrennungen, zumindest wird die Blühdauer deutlich reduziert. Ideale Lichtverhältnisse herrschen an Standorten, die zunächst der Morgensonne ausgesetzt sind, so dass Tau und Nebel schnell abtrocknen und die zur großen Mittagshitze bzw. in den noch warmen Abendstunden durch leichte Schattierung vor andauernder Sonneneinstrahlung geschützt sind. In den denkmalgeschützten größeren Rosengärten herrschen allerdings diese idealen Lichtverhältnisse nur auf einem Teil der Beetflächen vor und man kann gut beobachten, wie breit das Wachstumsspektrum der Rose bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen ist. Nur eben der besagte „Vollschatten“ ist unbedingt zu vermeiden.

Die Ansprüche der Rose an ihren Boden ergeben sich zunächst aus ihrer Physiologie: Die Rose ist ein Tiefwurzler. Wenn Sie erst einmal eingewurzelt ist, ist sie gut in der Lage, Wasser aus tieferen Bodenschichten zu erschließen und so längere Trockenphasen zu überstehen. Dazu ist es aber auch wichtig, dass sie diese Tiefwurzeln ausbilden kann: So sind also sogenannte Verdichtungshorizonte oder Sperrschichten unterhalb des Pflanzstandortes zwingend auszuschließen bzw. bei Vorhandensein zu durchbrechen. So wird der Rose das „tief wurzeln“ ermöglicht und eine mögliche Ursache für Staunässe beseitigt.

Klassisch treten diese Verdichtungshorizonte in Neubaugebieten auf, wo nach der Fertigstellung der Baumaßnahme schnell der vorhandene Unterboden noch planiert und mit 15-20 cm Oberboden überdeckt wird, damit alles „schick“ aussieht. Wenn dabei die durch die Baustellenaktivitäten verursachten Bodenverdichtungen nicht beseitigt werden (z.B. durch Tiefenlockerung) haben es hier nicht nur die Rosen schwer. Die tiefgründige Lockerung kann mitunter ein sehr aufwändiger Arbeitsschritt sein, ist aber beim Vorhandensein von Verdichtungshorizonten bzw. Sperrschichten unabdingbar.

Staunässe, also über einen längeren Zeitraum dauerhaft nasser Boden, kann auch aus der Bodenart resultieren: Je tonhaltiger ein Boden ist, desto höher ist die Wasserbindung, was bei stärkeren Regenereignissen sehr schnell zu einem Wasseranstau führt.

Die Rose hat ein sehr weites Spektrum unterschiedlicher Böden, auf denen sie gedeiht. Als Ideal gilt ein „milder“ Lehmboden, ein sandiger Lehm. Je mehr der vorhandene Boden von diesem Ideal abweicht, desto lohnenswerter ist eine Bodenverbesserung in Richtung dieses Ideals.

Sehr feinkörnige, also tonhaltige Böden werden mit Sand durchmischt, um die Durchwurzelbarkeit zu erhöhen und die Wasserableitung zu verbessern. Umgekehrt sind sandige Böden mit Lehm- oder Tonanteilen anzureichern, um die Wasserhaltung zu begünstigen.

Zur langfristigen Nährstoffversorgung sollte im Zuge dieser Bodenverbesserungen auch organisches Material eingegraben werden: ein gut abgelagerter Stalldung oder Kompost erhöhen die organischen Anteile im Boden, verbessern die Bodenstruktur und stellen über einen längeren Zeitraum eine grundlegende Nährstoffversorgung sicher. Sollten weder Stalldung noch Kompost ausreichend verfügbar sein, können Hornspäne aus dem Baumarkt bzw. organische Dünger eingesetzt werden.

Die Verfügbarkeit der Pflanzennährstoffe und somit die spätere Wuchs- und Blühleistung der Rose hängt entscheidend vom pH-Wert des Bodens ab. Dieser liegt bei gut kultivierten Gartenböden im neutralen bis schwach sauren Bereich, zwischen 6 und 7. Bei niedrigeren Werten kann durch Zugabe von Gartenkalk eine Erhöhung herbeigeführt werden, bei zu hohen Werten kann eine Reduzierung durch Zugabe „saurer Erden“, z.B. Nadelbaum- oder Rhododendronerde oder durch eine (vorsichtige) Sulfat- oder Schwefeldüngung erfolgen.

Das Phänomen der „Bodenmüdigkeit“ sollte bei Rosenneupflanzungen ebenfalls mit betrachtet werden. Das Prinzip einer Fruchtfolge, die durch wechselnden Anbau unterschiedlicher Kulturen ein einseitiges Auslaugen der Böden vermeidet, ist seit Jahrhunderten in der Landwirtschaft gelebte Praxis. Auch im Gartenbau ist bekannt, dass bei bestimmten Pflanzenfamilien (vor allem Rosacea – Rosengewächse) im Folgeanbau massive Wuchsdepressionen auftreten („Kümmerwuchs“), die auch durch reichliche Düngergaben nicht zu beheben sind.

Zur Familie der Rosacea gehören die meisten Obstgehölze. Betroffen sind vor allem die Kernobstarten, weshalb nach der Rodung eines Apfelbaumes auf derselben Stelle die Pflanzung eines neuen Apfels vermeiden werden sollte.

Gleiches gilt auch für die Rose: Wenn ein Standort mit Rosen neu bepflanzt werden soll, ist die Frage nach der Vorgängerkultur nicht ganz unbedeutend: Sollten auf derselben Stelle schon einmal Rosen gestanden haben, ist bei der Neupflanzung mit einer zögerlichen Entwicklung zu rechnen.

Die Ursachen für dieses Phänomen der „Rosenmüdigkeit“ sind trotz jahrzehntelanger Forschungen auf diesem Gebiet bisher noch nicht geklärt.

Nachgewiesen wurde bei alten Rosenstandorten eine erhöhte Konzentration von Nematoden (Fadenwürmer)  im Boden. Mit einem Zwischenanbau von Tagetes wegen deren Wirkung gegen Nematoden wurden zumindest positive Ergebnisse erzielt.

Andere Ansätze weisen auf pflanzentoxische Wirkung von Pflanzenausscheidungen oder bakteriell bedingte Wuchshemmungen hin. Wenn auch in der Ursache noch Fragen offen sind, so haben sich in der gärtnerischen Praxis verschiedene Methoden im Umgang mit der Bodenmüdigkeit bewährt. Welche davon für den eigenen Garten die „richtige“ ist, ist sicher eine Frage der jeweiligen Verfügbarkeit von Flächen, Boden oder Fachfirmen im jeweiligen Einzugsbereich:

  1. Fruchtfolge: Wenn ausreichend große Flächen vorhanden sind, sicherlich das einfachste Mittel: die Rosen dorthin pflanzen, wo noch keine standen. Diese Methode wird im großen Stil zum Beispiel von Rosenzuchtbetrieben praktiziert, die Anbauflächen mit der Landwirtschaft tauschen.
  2. Dämpfung: klassisches Verfahren im Gartenbau, vor allem im Gewächshausbereich: Der Boden wird großflächig mit einer Plane abgedeckt und heißer Wasserdampf in den Boden eingeleitet. Dadurch werden vorhandene Mikroorganismen physikalisch abgetötet. Nachteilig dabei ist, dass auch nützliche Organismen getötet werden und das Bodenleben sich wieder regenerieren muss, weshalb nach der Behandlung Bodenaktivatoren aufgebracht werden. Sehr energieintensiv, da große Mengen Wasserdampf in einen ansonsten eher kühlen Boden eingebracht werden müssen.
  3. Bodenaustausch: der Boden wird 60 cm tief entnommen und durch eine geeignete Rosenerde ersetzt: im Idealfall steht sandiger Lehm zur Verfügung mit einem pH-Wert zwischen 6,0 bis 7,0 und einem Gehalt organischer Substanz von 5 – 8 %. Der ausgebaute Boden ist als Gartenboden für andere Kulturen, zum Beispiel Rasen, Staudenflächen oder Gehölzpflanzungen in der Regel weiterhin gut geeignet, muss also nicht für viel Geld „entsorgt“ werden. Nur eben Rosen sollten darauf nicht mehr gepflanzt werden.
Bodenentnahme maschinell, mit Minibagger: Es ist darauf zu achten, dass die Beetflächen zur Vermeidung von Verdichtungen nicht überfahren werden

Bodenentnahme maschinell, mit Minibagger: Es ist darauf zu achten, dass die Beetflächen zur Vermeidung von Verdichtungen nicht überfahren werden

Beim Bodenaustausch sind die zur Standortvorbereitung genannten Grundsätze ebenfalls einzuhalten. Insbesondere ist darauf zu achten, dass die Aushubsohle nicht verdichtet bzw. stattdessen etwas aufgelockert wird und das ggf. vorhandene Sperrschichten zur Sicherstellung des Wasserabzuges durchbrochen werden.

Abendstimmung im Ostdeutschen Rosengarten, zwischen Licht und Schatten: die Beetflächen rechts im Bild werden vormittags durch die Hainbuchenhecke beschattet – kein optimaler Rosenstandort

Der „Neue“ Boden sollte etwas überhöht (ca. 10 cm über dem angrenzenden Gelände) eingebaut werden, da nach frisch erfolgter Schüttung noch Setzungen zu erwarten sind. Zwischen Einbau des Bodens und Anpflanzung liegen idealerweise ein paar Monate, damit diese Setzung „natürlich“ erfolgt.

In den Ballungszentren ist sicherlich die Verfügbarkeit von Austauschboden nicht ausreichend gegeben. Je nach Umfang der geplanten Pflanzung kann hier das Umlagern von Boden innerhalb des Grundstückes eine überlegenswerte Alternative sein.